Das Interesse der Politik, welche mögliche Auswirkungen die Transformation Richtung e-Mobilität auf die zukünftige Ausrichtung des Mercedes-Benz Werks haben kann, stand neben der aktuellen Situation der Daimler AG, im Mittelpunkt des Besuchstermins.
Einen Einblick in die herausfordernden Themen gaben der Betriebsratsvorsitzende Jörg Lorz und der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Rainer Popp gegenüber dem SPD-Bundestagsabgeordneten Timon Gremmels, dem SPD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Decker und dem SPD-Fraktionsvorsitzender der Stadtverordnetenversammlung Patrick Hartmann.
Die Frage, wie sich der Standort der Daimler Truck AG langfristig bis mindestens Ende dieses Jahrzehnts in der anstehenden Umbruchphase mit mehr elektrifizierten Fahrzeugen im LKW-Bereich entwickelt und sich dies besonders auf die Anzahl der Arbeitsplätze auswirken kann, war von besonderem Interesse für die drei SPD-Politiker. Lorz unterstrich: „Zweidrittel unserer Belegschaft arbeiten im Truck-Geschäft. Mit unserer e-Achse ab 2021 für den Verteiler-LKW haben wir einen ersten strategischen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Das andere Drittel haben wir Beschäftigung im Van- und PKW. Auch fordern wir dort sehr klar vom Management eine Zukunftsfähigkeit mit e-Produkten ein.“
Die drei politischen Vertreter zielten in der Debatte fragend auch auf Unterstützungsmöglichkeiten der Politik in dem Transformationsprozess ab. Popp hob in diesem Zusammenhang hervor: „Die Betriebsräte und IG Metaller erwarten von politischen Entscheidungsträgern, nicht nur schärfere Co2-Regulierungen für PKW und LKW zu beschließen, sondern auch eine schnelle Umsetzung von erforderlicher Infrastruktur von Ladesäulen und Wasserstofftankstellen. Teurere e-LKW können sich die Spediteure nur mit entsprechenden Kaufanreizen leisten. Hier bedarf es dringende Unterstützung aus der Politik. Die e-LKW müssen auf die Straße, um Co2-Strafzahlungen der Truckhersteller zu vermeiden. Das Geld fehlt uns sonst woanders im Unternehmen und gefährdet unter dem Strich auch Arbeitsplätze.“
Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir bedingt durch eine geringere Fertigungstiefe bei e-Produkten auf lange Sicht nicht mehr Beschäftigte am Standort Kassel werden, sondern eher weniger, sagen unisono Lorz und Popp.
Daher ist die zukunftsfähige Entwicklung des Standortes ebenfalls in bereits vertretenden Segmenten des Van- und PKW-Bereichs dringend erforderlich. Diese machen ein Drittel der Arbeitsplätze am Kasseler Standort aus. Lorz unterstreicht deutlich: „Das Management tut gut daran auf das globale Leitwerk Achsen und e-Achsen Kassel nicht nur beim elektrifizierten und mit Wasserstoff betriebenen Langstrecken-LKW, sondern auch im Van- und PKW-Bereich zu setzen und mit weiteren e-Produkten Beschäftigung zu sichern. Diese fehlen noch aktuell. Ebenfalls ist es mehr wie notwendig in die bestehende Fertigung weiter zu investieren, um damit das Geld für Zukunftsprodukte selbst zu verdienen.“
„Einfach Fertigungstiefe in bestehende Produkte an unserem Standort zur Profitmaximierung zu reduzieren, ist für uns keine Antwort auf die Frage der Sicherung von Arbeitsplätzen und Zukunftsfähigkeit des Kasseler Standortes“, betont Popp.
Im Anschluss an den Austausch gab es Gelegenheit einen Blick in ein Zukunftsprodukt zu nehmen. Der enge Austausch soll von beiden Seiten besonders in den schnell hereinbrechenden Strukturwandel fortgesetzt werden.