„Hier wird Inklusion gelebt“

„Menschen mit einer Behinderung sind ein Gewinn für Unternehmen. Dies gilt nicht nur vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels in vielen Branchen. Vielfalt in der Belegschaft stärkt zudem die Innovationskraft von Unternehmen und sorgt für ein besseres Betriebsklima“. Dieses Resümee zog die SPD-Nordhessenrunde nach einem Besuch im Berufsbildungswerk Nordhessen (BBW) in Kassel. Basis für die erfolgreiche Teilhabe junger Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben sei eine enge Kooperation zwischen Unternehmen und Berufsbildungswerk, die Jugendliche mit Handicaps ausbilden. „Diese Zusammenarbeit zu stärken und weiter auszubauen ist eines unserer Hauptziele“, bekräftigte auch der Leiter des Standortes Kassel, Holger Mick.

Jungen Menschen mit einer Behinderung oder besonderem Förderbedarf wird hier eine selbstbestimmte Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht. Kooperationen gibt es bereits mit der Daimler AG, Mercedes Benz Werk Kassel – finanziert vom Landkreis Kassel – sowie mit der Firma ZF-Luftfahrttechnik in Calden, wo Getriebe, Ersatzteile und Komponenten verschiedener Art für unterschiedliche Hubschraubertypen produziert und gewatet werden. Zwei ehemalige BBW-Schüler seien bereits von Daimler übernommen worden, freute sich der Standortleiter. „Das ist gelebte Inklusion“, befand auch die Sprecherin der SPD-Nordhessenrunde, Brigitte Hofmeyer. Für die Alexander Schmorell Schule in Kassel übernimmt das BBW die Mittagessens-Versorgung. Wasserstahlschneiden erlernen die BBWler im BBW für die Firma Krauss-Maffei-Wegmann.

Bei einer verzahnten Ausbildung mit Betrieben absolvieren die Jugendlichen bis zur Hälfte ihrer Ausbildungszeit – nach intensiver Vorbereitung im Berufsbildungswerk – in den Unternehmen.

„Die jungen Menschen können dadurch schon während ihrer Ausbildung umfangreiche betriebliche Erfahrungen sammeln und sind so bestens auf den Arbeitsmarkt vorbereitet“, betonte Hans-Jürgen Scherer, BBW-Leiter und Vorstandsmitglied. Unternehmen profitieren von diesem Modell: Sie lernen motivierte junge Auszubildende kennen, die sie nach dem Berufsabschluss als qualifizierte Fachkräfte für sich gewinnen können. Zudem stärken sie die Vielfalt in ihrem Unternehmen – ein Aspekt, der zunehmend als Erfolgsfaktor gilt.

Die Ausbildung in einem BBW sei auch deshalb besonders, weil die Jugendlichen nicht nur einen Beruf erlernen könnten, sondern ihnen auch gleichzeitig der Weg ins gesellschaftliche Leben und in die normale Arbeitswelt geebnet werde. „Unser Ziel ist es, dass die Jugendlichen am Ende ihrer Ausbildung nicht nur mit einer staatlich anerkannten Prüfung einen Beruf ergreifen können, sondern dass sie dann auch möglichst optimal auf ein selbständiges Leben vorbereitet sind“, betonte Etta Tissies, die für die Staatliche Berufsschule im BBW verantwortlich zeichnet.