Michael Roth MdB und Timon Gremmels MdL diskutierten mit Energie-Staatssekretär Rainer Baake und Bürgern über Energiewende

MdL Timon Gremmels, Staatssekretär Rainer Baake, MdB Michael Roth und Bürgermeister von Neuenstein Walter Glänzer

FRIEDEWALD. „Strom kommt eben nicht einfach so aus der Steckdose. Alle Parteien wollen genauso wie die übergroße Mehrheit der Bevölkerung die Energiewende. Der Teufel steckt jedoch wie so oft im Detail. Wie sich die im August beschlossene Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vor Ort konkret auswirkt, darüber wollen wir diskutieren“, so eröffnete der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Roth die gut besuchte Veranstaltung in Friedewald. Um die Fragen der Bürgerinnen und Bürger zu beantworten, hatte Roth als fachkundige Experten den Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Rainer Baake eingeladen. Für die Landespolitik sprach Timon Gremmels, energiepolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, und für die Kommunen Walter Glänzer, Bürgermeister von Neuenstein.

„Die Reform des EEG hat die Energiewende wieder auf Erfolgskurs gebracht“, sagte Staatssekretär Baake und verwies darauf, dass in Deutschland bereits jetzt über ein Viertel des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Durch zahllose private Anlagen, die Strom in das Netz einspeisen, gäbe es heute schon über eine Million Stromproduzenten. Man müsse jedoch zwischen Dezentralität und einer Autarkie im Strommarkt unterscheiden. Letztere könnte den Verbraucher teuer zu stehen kommen. Auch die Energiewende brauche ein Gesamtkonzept aus einem Guss.

Auf die Frage nach den Kosten der Energiewende gab Timon Gremmels die Folgekosten zu bedenken. Die lägen bei den erneuerbaren Energien weit unter denen der Stromerzeugung aus Atom- oder Kohlekraft. Er verwies hierbei insbesondere auf die Endlagersuche und die potentiellen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch den Atommüll. „Wir werden bei der Energiewende nicht jeden überzeugen können“, gibt Gremmels offen zu. Weil er um die Umstrittenheit vor Ort wisse, fordere er, dass die Bürgerinnen und Bürger stärker eingebunden werden. Hier setzt auch Walter Glänzer an. Er bat die für den Netzausbau zuständigen Unternehmen um einen ehrlicheren und offeneren Umgang mit den betroffenen Anliegern.

Auch die Windkraft nahm in der Diskussion breiten Raum ein. „In Sonntagsreden für eine sichere, saubere und bezahlbare Energieversorgung einzutreten, ist leicht,“ so Roth. „Aber wenn es nur beim Reden bleibt, ist niemandem geholfen. Wir brauchen auch die Windkraft, ist sie doch eine der preisgünstigsten Quellen der Erneuerbaren Energien.“ Gremmels befürwortete ebenso die Windenergie. Er verwies auf das von der Regionalversammlung Nordhessen geplante "Umzingelungsverbot" zur Beschränkung der Anlagendichte vor Ort sowie die wirtschaftlichen Vorteile für viele Gemeinden.

Auf die Vorreiterfunktion der deutschen Energiewende angesprochen, gab Staatssekretär Baake zu bedenken, dass die Energiewende für Deutschland nicht nur einen ökologischen Vorteil biete. „Wir gehen bei den erneuerbaren Energien voran, weil es auch eine Chance für unsere Wirtschaft ist,“ antwortete Baake überzeugt. „Unsere Firmen schaffen in diesem Bereich grundlegende Technologien, die wir in alle Welt exportieren können.“

Konsens aller Beteiligten war, dass auch jeder einzelne Verbraucher seinen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Wichtig sei neben der Einsparung von Energie auch, Preise zu vergleichen und den Stromanbieter zu wechseln. „Es gibt keine eierlegende Wollmilchsau. Wir müssen ehrlich sein und uns eingestehen, dass wir nicht alle Interessen unter einen Hut bringen können. Doch müssen wir diese ökologische und ökonomische Chance nutzen und Deutschland und seine Technologien auf diesem Feld weiter voranbringen“, fasste Gastgeber Roth die engagierte Diskussion zusammen.